Text von Linda Oetjen. Fotos: Quelle „Fairknallt“
Marie Nasemann, ehemalige Kandidatin von Germanys Next Topmodel, Schauspielerin und das Werbegesicht für nachhaltige Mode, besuchte im Januar 2016 für das Kölner Label Lanius die Ethical Fashion Show im Rahmen der Fashion Week Berlin. Dort verschaffte sie sich außerdem einen Eindruck von den erfolgreichen Labels der Branche. Sie arbeitet nicht nur als Model, sondern versteht sich als Botschafterin kleiner fair-fashion-Labels. Dafür startete sie im Januar 2016 einen Instragram-Kanal, in dem sie ihren Followern die neusten Trends der Branche präsentiert. Gekonnte Kombinationen und raffinierte Designs stehen bei der Auswahl ihrer Lieblingsstücke genauso im Vordergrund, wie die Bedingungen, unter denen diese hergestellt wurden. Unter dem Namen fairknallt findet sich ausschließlich eco & fair fashion, die alles andere als altbacken und unförmig ist. Maries Outfits stehen für ihre Einstellung: Fair Fashion ist Design und Qualität auf höchstem Niveau, eben etwas zum verlieben. Linda Oetjen traf sie auf der Messe und sprach mit ihr über die Branche, ihren Lifestyle und die Bedeutung von Social Media für die Kommunikation von Werbebotschaften.
Warum bist du heute auf der Ethical Fashion Show in Berlin?
Eigentlich interessiere ich mich schon länger für nachhaltige Mode. Ich bin jetzt schon lange in der Branche und es hat relativ lange gedauert, bis ich darüber nachgedacht habe, wo die Sachen eigentlich herkommen, die ich ständig trage – auch die Outfits auf dem roten Teppich und auf den Bildern meiner social-media-Kanäle. Ich habe mich dazu entschlossen zu dem Thema zu bloggen. Seit Anfang Januar hab ich einen Instagram-Channel: fairknallt. Damit mache ich im Grunde das, was alle Modeblogger machen – nur eben in fair und eco. Ich finde das einfach super spannend und habe festgestellt, dass es echt viele Labels gibt, auch viele die im letzten Jahr in Deutschland gegründet wurden, aber man bekommt davon so wenig mit. Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten, überhaupt irgendetwas zu finden und fand auch keinen Blog, der regelmäßig darüber informierte. Deshalb dachte ich mir, mach ich das einfach selber. Ich bin zwar gerade noch in der Schauspielausbildung, aber nebenbei, probiere ich es langsam aufzubauen. Deshalb bin ich hier, um mich zu informieren, was es überhaupt gibt auf dem Markt.
Glaubst du, ein solcher Blog könnte die Labels zu den Konsumenten bringen?
Genau, es geht vor allem darum, dass man den Leuten auch zeigt, dass eben fairtrade Mode auch super stylisch sein kann. Auch wie man diese kombiniert. Denn viele Kundinnen und Kunden verbinden Eco-fashion sehr mit öko und denken, es gäbe nur so wollige dunkelgrüne Pullover. Aber es gibt weitaus mehr und da denke ich, dass es gut, wenn es jemanden gibt, der das schön kombiniert und zeigt. Ich hab schon immer sehr viel Spaß an Mode gehabt und hab natürlich jetzt schon einige Follower. Ich hoffe, dass ich die dann schön alle in den Bereich mitnehmen kann.
Wie könnte man Modestudierende für das Thema sensibilisieren?
Ich weiß nicht genau, wie viel darüber im Studium gemacht wird. Es ist, denke ich, aber auch immer eine Interessensache, die aus einem selbst heraus kommen muss. Es ist nicht so, als hätte mich jemand da hingeführt oder konkret gesagt „möchtest du das nicht machen“. Ich glaube, es ist generell eine Frage des Lifestyles. Ich esse beispielsweise auch seit über fünf Jahren kein Fleisch und dann kommt, dass man sich automatisch mit verschiedenen Themen beschäftigt. Zuerst habe ich mich interessiert, woher mein Essen kommt und jetzt ist das übergeschwappt auf die Mode. Aber ich glaube, da findet jeder irgendwie seinen eigenen Zugang, wenn er will. Aber manche gucken, wie beim Essen auch, einfach weg. Kann man natürlich auch machen, aber ich will lieber hingucken!
Gibt es ein Label, dessen Konzept du besonders interessant findest?
Da das alles jetzt echt super frisch ist und das auch die erste Messe, die ich hier überhaupt mitmache in dem Bereich, kann ich noch nicht so viel sagen. Aber ich habe jetzt z.B. Lanius an. Das ist ein Label aus Köln, die haben mich für die Show ausgestattet und ich bin super begeistert von den Sachen. Ich finde die echt stylisch und die können easy mit anderen high-fashion brands mithalten.
Da du das ansprichst: Denkst du, dass nachhaltige Mode irgendwann mal mainstream werden könnte? Was müsste man dafür machen?
Also ich würde sagen, das ist das Ziel, dass es genauso große Kollektionen gibt, wie bei gängigen Brands. Das ist natürlich immer eine Kostenfrage und gerade, wenn man besonders qualitative Materialien hat, muss man schauen, welche Größe der Kollektion man sich leisten kann.
Aber ich wünsche mir natürlich, dass die Nachfrage immer größer wird und dementsprechend auch die Kollektionen spezieller werden. Toll wäre, wenn es noch viel mehr Labels gelingen würde, von den Basics wegzukommen und sich mehr zu trauen, Teile zu machen, die auch ein bisschen aus der Reihe fallen.
Hättest du vielleicht Tipps für Studierende, die ihr eigenes Label gründen wollen?Was sollten sie beachten und wie bekommt man die nötige Öffentlichkeit ?
Sie sollen mich anrufen (lacht) und mir Sachen schicken und ich supporte sie auf meinen Social-Media-Kanälen. Es weiß ja jeder: Social Media ist super einflussreich geworden, vor allem Instagram im letzten Jahr. Das ist eigentlich die einfachste Möglichkeit effizient Werbung zu machen und auch dort anzukommen, wo man hin möchte. Und dann geht es darum, dass man nicht unbedingt viel Geld in Werbung stecken muss. Es gibt echt viele Blogger, die sich freuen, wenn sie die Sachen umsonst kriegen und die werben im Gegenzug. Ich denke, viele Follower bei Instagram helfen in jedem Fall, wenn man ein Unternehmen aufziehen möchte.
Vielen Dank für das Interview!
Drei Tipps für Jungdesigner:
> neue Wege in der Gestaltung der Kollektionen gehen
> Kontakt zu Modebloggern aufbauen
> über Instagram und andere social-media-Kanäle werben
Marie Nasemann war Special Guest unseres Workshops für Bloggerinnen und Blogger in Köln. Hier geht’s zum Bericht >