Guter Stil ohne berstende Kleiderschränke: Leihen statt Kaufen geht auch mit Mode

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Wir teilen Autos, Bohrmaschinen und neuerdings auch Kleidung. Das Konzept ist noch nicht weit verbreitet, denn bei Mode, so las man schon im SPIEGEL, „setzt das Gehirn aus“. Besser gar nicht über faire Produktion nachdenken, dafür öfter shoppen und viele Teile für wenig Geld kaufen. Rund 40 Prozent der Kleidung, so eine aktuelle Umfrage von Greenpeace, werden dabei selten oder gar nicht getragen. Leihen statt Kaufen ist daher gerade in der Mode eine gute Alternative und zunehmend Trend. Der neue Online-Shop Kleiderrebell zeigt, wie das funktionieren kann.

Es ist ein verregneter Freitagmorgen. Ich treffe die Jungunternehmerin Laura Apel von Kleiderrebell in einem Kölner Café. Wenige Straßen weiter hat sie ein provisorisches Büro für ihren Online-Shop eingerichtet, der seit Dezember 2015 online ist. Das Konzept von Kleiderrebell ist auf den ersten Blick klassisch: Kleidungsstück aussuchen, Bestellung abschicken, Rechnung bezahlen, anziehen, fertig. Doch die Sachen, die Laura im Shop anbietet, werden geliehen – nicht gekauft. Damit steuert sie dem Wahnsinn der Fast Fashion entgegen und beschert unserer Kleidung eine längere Nutzungsdauer. Kundinnen können experimentieren, den eigenen Stil schärfen und neue Lieblingsteile auf Zeit entdecken – ohne Umweg über Fehlkäufe. Das Angebot wächst: Shirts, Kleider, Mäntel, Accessoires. Irgendwann will Laura auch Umstandsmode ins Sortiment aufnehmen. Und wenn sich eine Kundin in ein Kleidungsstück verliebt? „Früher oder später landen alle Kleidungsstücke in einer Sale-Kategorie und können gekauft werden, aber ich möchte, dass die Sachen so lange wie möglich im Umlauf sind, weil es sonst dem Konzept widersprechen würde.“

Kleiderrebell_Screenshot1Im Unterschied zu vergleichbaren Portalen verzichtet Kleiderrebell auf ein aufwändiges Abo-Modell. „Das Konzept ist neu und ich glaube, dass es in so einem Fall gut ist, alles einfach mal unverbindlich testen zu können.“ Die Kleidung kommt zum großen Teil aus Lauras Kleiderschrank. Denn auch sie kennt das Gefühl, in einem übervollen Kleiderschrank nichts Passendes finden zu können. Mehrmals musste sie radikal ausmisten, bis sie vor übersichtlichen 60 Teilen stand. „Das waren auch schon mal 150 oder 200 mehr,“ lacht sie. Für die Vielfalt an Größen und Stilrichtungen sorgen Kleiderspenden von Bekannten. Vor kurzem hat sogar eine Kundin ausrangierte, aber noch gute Kleider gespendet. Alle Neuzugänge werden sortiert und gewaschen, damit die bestellte Kleidung sofort angezogen werden kann. Wenn die Qualität nicht mehr stimmt, kommt die Kleidung nicht in den Shop, ebenso wenig wie Basics. Etwa 400 Artikel stapeln sich noch in Lauras Büro und wollen gesichtet, fotografiert und hochgeladen werden. Sollte es im Shop doch mal leer werden, will sie neue Second-Hand-Stücke oder Neuware aus sozialer und fairer Produktion einkaufen.

Und wer bestellt bei ihr? „Die Kundschaft ist total gemischt: Die eine sagt, ich leih mir was, um einfach meine Alltagsgarderobe zu ergänzen, die andere will eher was für besondere Anlässe wie Weihnachten, Silvester oder eine Geburtstagsfeier haben.“ Für die Zukunft hat Laura noch weitere Ideen und Pläne. Beispielsweise sind bereits Kooperationen mit nachhaltigen Labels angedacht. Insgesamt ist die Jungunternehmerin zufrieden: „Ich wünsche mir, dass das Konzept bekannter wird. Seit dem Start habe ich schon viele Rückmeldungen, auch von Fremden, bekommen, die das gut finden. Das bestärkt mich. Ich bin jetzt schon zufrieden und habe bereits erste Bestellungen. Wenn es weiter so gut läuft, bin ich voll und ganz zufrieden.“

Nächste Woche auf modefairarbeiten.de: das Interview mit Laura. Darin erzählt sie, wie sie zur Selbstständigkeit kam und wie spannend und gleichzeitig schwierig ein One-Woman-Business sein kann.

Screenshots www.kleiderrebell.de

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