„Die konventionelle Art Kleidung herzustellen ist zwar einfacher, aber einfacher bedeutet nicht besser.“ Claudia Haas, Jungdesignerin aus Tübingen über die Gründung ihres nachhaltigen Modelabels NOÉE.
„Noée“ ist die weibliche Form von Noah und ist nicht nur eine Anlehnung an den biblischen Noah, sondern bedeutet auch „die, die Ruhe bringt“. Ruhe in Zeiten von Fast Fashion und Konsumwahn.
Mit bis zu 12 Kollektionen im Jahr warten die großen Modefirmen auf, um die Umsätze anzukurbeln und den Kaufrausch der Kunden zu befriedigen. Claudia Haas bildet mit ihrem 2015 gegründeten Slow Fashion Label NOÉE einen Gegenpol zu den Standards der etablierten Modeindustrie.
Schon während ihres Studiums in Modedesign an der FH Reutlingen wurde ihr klar, dass sie in der Modebranche unter solchen Bedingungen nicht arbeiten will. Etliche Praktika im Designbereich und eine langjährige Berufserfahrung als Maß- und Modeschneiderin vor Beginn des Studiums, hatten ihr das klar verdeutlicht. Der Schritt in die Selbständigkeit war eine mögliche Alternative. Die Gründungsinitiative der Hochschule Reutlingen, welche in Zusammenarbeit mit der Stadt Reutlingen Studierenden und Absolvent_innen kostenlose Räumlichkeiten zur Verfügung stellt, war somit die perfekte Unterstützung für ihr Vorhaben.
Nachhaltig sollte ihre Kleidung also werden „…und vor allem anders und besser“ als konventionelle Fast Fashion. Claudia möchte Verantwortung für ihr Tun übernehmen, möchte hinter dem stehen können, was sie produziert und somit ihren eigenen, kleinen Beitrag für eine bessere Welt leisten, ganz nach ihrem Leitspruch
„Leave the world even more beautiful than you’ve found it“. Untermauert wird diese Idee mit einem durchdachten, nachhaltigen Konzept: Die verwendeten Materialien müssen umweltbewusst, fair und gewaltfrei produziert worden sein. In Anlehnung an das Cradle-to-Cradle-System arbeitet sie mit natürlichen, kompostierbaren oder aber mit recycelten Materialien. Dies reicht vom Oberstoff über Knöpfe und Nähfaden bis hin zu Etiketten und Visitenkarten. Ihre Modelle sind zeitlos und individuell und werden in Deutschland unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt. Entschleunigung ist das Motto und so entstehen maximal ein bis zwei Kollektionen im Jahr, die in Kleinserie oder als Einzelteile produziert werden.
Bei der Umsetzung ihrer Idee gibt es jedoch auch Hürden zu meistern. Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung hinsichtlich Preis und Verfügbarkeit von bio-zertifizierten Stoffen, vorgeschriebene Mengenabnahmen sowie höhere Produktionskosten sind nur einige davon. Das erklärt auch, dass der Endpreis für ein Kleidungsstück vergleichbar höher liegt, als der eines konventionellen Kleidungsstücks, zeigt aber auch, wie surreal die Preise von Billigklamotten sind. Durchhaltevermögen und gute Nerven sind also gefragt, um nicht gleich aufzugeben. Claudia weiß, dass ihr Vorhaben nicht einfach ist, aber sie bleibt selbstbewusst: „Die konventionelle Art Kleidung herzustellen ist zwar einfacher, aber einfacher bedeutet nicht besser.“
Sie steht hinter ihrer Idee und dem Wert ihrer Kleidung, die mit viel Arbeit und Liebe entsteht. Trotz aller Schwierigkeiten bleibt die Jungdesignerin positiv, nimmt die Herausforderungen an und geht den Weg der kleinen Schritte. Der nächste ist dabei die Präsentation ihrer Kollektion auf der Gründermesse Neckar-Alb in der Reutlinger Stadthalle am 18. März 2016.
Sora, 23, studiert Textiltechnologie an der Hochschule Reutlingen und verbringt gerade ein Auslandssemester in Barcelona.
Foto oben Copyright Juliane Schreinert.