Wege entstehen beim Gehen: Wo geht es von der Fast zur Slow Fashion?

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Event Slow Fashion

Warum man die Ausstellung „Fast Fashion – die Schattenseite der Mode“ in Dresden besuchen sollte und warum ein Forschungsprojekt zum Thema Slow Fashion aus einem schmalen Pfad einen gangbaren Weg machen könnte.

Während Fast Food seit langem in aller Munde ist, dringt der Begriff der „Fast Fashion“ mit seinen Folgen erst langsam in das Bewusstsein der „Verbraucher_innen“ ein. Und der Begriff „Verbrauch“ allein ist schon bezeichnend. Die Fast Fashion-Kultur hat ziemlich schnell aber dennoch nahezu unbemerkt – weil irgendwie so selbstverständlich – von uns Besitz ergriffen. Ist es doch schön, jede Woche ein neues Schnäppchen in einer der großen Ketten mit den allseits bekannten Namen zu entdecken – und sich stetig neu zu definieren und neu zu entdecken. Verbrauchen wir es doch einfach. Shoppen als Freizeitbeschäftigung und als Frust-Therapie – oder als Erlebnis. In jedem Falle tut es gut. Zumindest denen, die es sich leisten können. Jene Frauen, die die Kleidung für uns nähen, können sich die Shirts, Kleider oder Jacken, die wir im Vorbeigehen erstehen, niemals leisten. Sie schuften an sechs Tagen die Woche oftmals 10 Stunden und erhalten dafür einen Lohn, der nicht reicht, um die eigene Existenz zu sichern. Geschweige denn ein neues Kleid zu kaufen.

In der sehr sehenswerten Ausstellung „Fast Fashion – Die Schattenseite der Mode“ , die bis zum 25.10. im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg zu sehen war, wurde ein Film gezeigt, in dem indische Frauen unsere ausgemusterten Kleidungsstücke sortieren und sich darüber wundern, warum all diese noch gut erhaltenen Kleidungsstücke weggeworfen wurden. Eine Frau sagt (sinngemäß): „Ich glaube, sie haben eine große Wasserknappheit in Europa. Es wäre zu teuer, die Kleidung zu waschen, daher kaufen sie immer neue Sachen.“ Diese Szene hat mich schwer beeindruckt, zeigt sie doch die Absurdität der globalisierten Welt. Wer schon immer mal gerne nach Dresden wollte, kann sich die beeindruckende Ausstellung dort ab 5. Dezember im Hygienemuseum anschauen. Alle anderen sollten ebenfalls die Gelegenheit wahrnehmen.

Ein ergänzender Bereich der Ausstellung widmet sich der Slow Fashion. Was ist das nun wieder?„Slow Fashion steht für die freiwillige Verlangsamung und eine damit einhergehende Einschränkung des Bekleidungskonsums durch eine Verlängerung der Nutzungsphase von Kleidung. Notwendig ist neben der Entschleunigung des Bekleidungskonsums aber auch eine umwelt- und sozialverträglichere Gestaltung der textilen Kette vom Rohstoff über das Design bis zur Wiederverwertung von Kleidung.“

So stand es in meiner Einladung zu Slow Fashion-Tagung, die Anfang Oktober in Hannover stattfand. Die Tagung war die Auftaktveranstaltung zu einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten dreijährigen Forschungsprojekt mit dem Titel „Slow Fashion – Gestalterische, technische und ökonomische Innovationen für massenmarkttaugliche nachhaltige Angebote im Bedarfsfeld ‚Bekleidung’“ (kurz: Innovationen für Nachhaltige Bekleidung, noch kürzer: InNaBe). In diesem Projekt soll untersucht werden, wie entsprechendes Modedesign, angepasste Textiltechnik, verändertes Konsumverhalten und neue Geschäftsmodelle dazu beitragen können, die Nutzungsphase von Kleidung zu verlängern. Die vier genannten Themenkomplexe werden von vier verschiedenen Universitäten untersucht, die zusammen den Forschungsverbund InNaBe bilden: die Hochschule Hannover (Modedesign), die Hochschule Reutlingen (Textiltechnik), die MSH Medical School Hamburg (Konsumverhalten und Diffusionsprozesse) und sowie die Leuphana Universität Lüneburg (nachhaltige Geschäftsmodelle).

Ich habe das Gefühl, da tut sich was. Auch wenn der Weg noch weit ist – aber „Wege entstehen bei Gehen“. Und jeder Weg hat mal mit einem schmalen Pfad angefangen.

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