„Sustainability in Fashion“ an der ESMOD Berlin. Design & Marketing „Hand in Hand“

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Interview Karriere Studium

Mit dem Masterstudiengang Sustainability in Fashion bietet die ESMOD in Berlin die bundesweit erste Möglichkeit für Studierende, sich im Master auf ökologische, ethische, soziale und wirtschaftliche Nachhaltigkeit in der Modebranche zu spezialisieren. Das international ausgerichtete Programm betrachtet alle Teilbereiche der Modeindustrie, um nachhaltiges Denken und Handeln in allen Aspekten zu verankern: von Designstrategie und Material bis zu innovativen Businessmodellen. Die Absolvent_innen sollen die Zukunft der Mode sozial und umweltverantwortlich gestalten und den Prozess der Bekleidungsindustrie für alle – ob Schaffende oder Konsumierende – verbessern.

Was macht den Studiengang aus? Was sind die Inhalte? Wie arbeitet man mit dieser Qualifikation? Was kommt danach? Ich habe mit zwei Absolventinnen darüber gesprochen: Ina Budde und Anna Perrottet. Sie erzählen, wie sie den Studiengang erlebt haben und wie sie heute innovativ und kreativ mit dieser Ausbildung arbeiten. Ina Budde absovierte den Bachelor Modedesign an der HAW Hamburg bevor sie an die ESMOD ging. Heute berät sie mit ihrem Unternehmen „Design for Circularity“ textile Unternehmen im Bereich Kreislauffähiges Design und Systeme. Anna Perrottet ist Schneiderin und hat bereits vor dem Master mehrere Jahre im Bereich nachhaltige Mode & Kunsthandwerk gearbeitet. Sie ist Mit-Gründerin der Green Fashion Tours Berlin, Initiatorin diverser Projekte zum Thema fairer Konsum, sowie Auditorin und Consultant. Beide sind bzw. waren für GET CHANGED! – die Online-Plattform für faire Mode tätig.

Warum habt ihr euch für den Master „Sustainability in Fashion“ entschieden?
Anna: Im deutschsprachigen Raum ist dieser Master-Studiengang der Einzige seiner Art. Ich fand gerade das breit Gefächerte, Interdisziplinäre, sehr spannend, mit ökologischen und sozialen, aber auch mit Design- und Marketingaspekten.
Ina: Nach meinen Versuchen in der Praxis, nachhaltige Strategien in Unternehmen zu verankern, habe ich begriffen, dass man zusätzlich profundes Wissen im Business-Bereich benötigt. Ich wollte ein holistisches Bild von der Industrie und allen Bereichen, die mit reinspielen. Genau das bietet der Master. Dort stehen nachhaltige Designstrategien immer in Verbindung mit nachhaltigen Marketing- und Businessinhalten.

Anna Perrottet © Raphael Poschmann

Anna Perrottet © Raphael Poschmann

Was hat euch an dem Master besonders gut gefallen?
Ina: Mir hat gefallen, dass direkt ein Gemeinschaftsgeist zwischen Studierenden und Professoren, aber vor allem auch innerhalb der Gruppe der Studierenden entstanden ist und auch gefördert wurde. Man hatte die Möglichkeit, sich mit den interdisziplinären Teilnehmern auszutauschen – ohne jegliches Konkurrenzdenken. Die Stimmung war geprägt von gegenseitiger Unterstützung, was sehr wichtig und schön war für das gesamte Studium sowie für die jetzige Arbeit in der nachhaltigen Modebranche. Auch der große Praxisbezug durch Projekte für und mit Unternehmen wie z.B. Hessnatur oder Esprit ließen ein realistisches Bild von der Industrie entstehen und lieferten zahlreiche Anknüpfungspunkte. Außerdem hatte ich großes Interesse an nachhaltigen Designstrategien, die sehr gut vermittelt wurden von Prof. Friederike von Wedel-Parlow.
Anna: Auch mir gefiel die Interdisziplinarität der Studierenden und Dozenten sehr. Ein Fach, das mir besonders gefallen hat, waren die Critical Studies. Was mir aber besonders gut an dem Fach gefallen hat, ist das Hinterfragen der Thematik, das Auseinandersetzen mit gesellschaftlichen Phänomenen, viel kritischer als sonst. Das fand ich spannend – sich mit wissenschaftlichen Texten und der Forschung auseinanderzusetzen.

Wie ist das Thema „Menschenrechte“ euch im Studium begegnet? Gab es dazu Veranstaltungen?
Anna: Das war einerseits im Fach Critical Studies über Filme oder Texte. Dann bei der Betrachtung der Produktionskette im Fach Sustainable Production und dem Thema CSR. Dort waren Menschenrechte und Sozialstandards wichtige Themen. Rolf Heimann, Vorstand der hessnatur-Stiftung, ist der Haupt-Dozent für das Fach Sustainable Production, es kamen aber auch Gastredner von der Clean Clothes Campaign und anderen Organisationen.
Ina:  In dem Fach Sustainable Textiles & Production beschäftigten wir uns viel mit Umwelt- und mit Menschenrechtsthemen. Hier wurden zu dem umfangreichen Unterricht und die individuelle weiterführende Projekt-Betreuung durch Rolf Heimann auch externe Experten geladen wie beispielsweise Bettina Musiolek von der Clean Clothes Campaign und Claudia Kersten von GOTS.

Noch eine Frage zum Inhalt: ein Kernthema ist ja „Sustainable Marketing“. Dort steht, dass ihr den „internationalen Modemarkt analysiert und hinterfragt“. Zu welchem Ergebnis seid ihr da gekommen? Wo kann man ansetzen?
Anna: Es ging vor allem um Kommunikation und die Frage, wie man eine Marketing-Sprache für nachhaltige Produkte findet. Man kommuniziert die Geschichte und den Hintergrund, also die Arbeit hinter dem Produkt und was das Besondere daran ist. Trotzdem möchte man genau wie bei jedem Produkt über die Attraktivität des Produktes sprechen und ansprechen – hier liegt die Herausforderung.
Ina: Im Bereich Sustainable Marketing & Business fand ich besonders erkenntnisreich, die eingleisigen und linearen Kommunikations- und Verkaufsformen zu hinterfragen. Kundenorientierte Produktentwicklung mit ehrlicher Qualität und transparente Kommunikationsformen führen zu dauerhafter Kundenbindung und ermöglichen innovative kreislauforientierte Nutzungsmodelle sowie vernetzte und transparentere Strukturen der gesamten Lieferkette.

Ina Budde © Sabine Mittermeier

Ina Budde © Sabine Mittermeier

Was könnten andere Hochschulen, die ebenfalls Mode- und Textilstudiengänge anbieten, sich an diesem Master und an der ESMOD abschauen?
Anna: Die ESMOD hat einen hohen Designanspruch, den Anspruch, nachhaltige Innovation mit Design zu verbinden. Ich fand das Interdisziplinäre spannend – Leute aus vielen Fachbereichen. Viele haben Marketing studiert. Außerdem Anthropologen, Journalisten und natürlich viele Modedesigner. Dieses interdisziplinäre Arbeiten ist nicht immer einfach, weil alle erst einmal einen gemeinsamen Nenner finden müssen, aber es hat sehr spannende Schnittstellen.

Für wen ist dieser Studiengang besonders gut geeignet?
Ina: Interessierte können aus vielen verschiedenen Bereichen kommen wie beispielsweise Modedesign oder Marketing, aber sollten ein Vorwissen in Nachhaltigkeitsthemen mitbringen.

Nächste Woche sprechen im zweiten Teil des Interviews Ina und Anna über ihr Engagemnet für GET CHANGED! The Fair Fashion Network und über die Herausforderung, Fair Fashion aus der Nische zu holen.

Das Interview führte Caterina Marcucci, Praktikantin im Projekt FairSchnitt.

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