The LOVE FOR RESOURCES Collection

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Karriere Upcycling

Anfang des Jahres haben wir über die Messevorbereitung des Labels bleed berichtet. Bevor Kleidung allerdings präsentiert werden kann, muss sie jemand kreieren und anfertigen. Laura Struthoff konnte im Rahmen ihres Studiums eine Upcycling-Collection in Zusammenarbeit mit bleed gestalten. Ein Gastbeitrag.

Ich habe die Vision einer Bekleidungsindustrie, die Verantwortung für ihre Herstellungsweisen und deren Auswirkungen übernimmt; die Ressourcen nicht sinnlos verschwendet und ihr Abfallproblem in einen funktionierenden Textil-Kreislauf umwandelt. Die Vision einer Bekleidungsindustrie, die ihre kreative Kraft nutzt, um sich positiv zu verändern.

Innerhalb meines Bachelor-Studiums zur Design-Ingenieurin habe ich angefangen, mich möglichst umfassend mit den Auswirkungen der Textil- und Bekleidungsindustrie auseinanderzusetzen. Dies hat mich dazu motiviert, Möglichkeiten zu finden, als Modedesignerin positiv Einfluss auf diese Auswirkungen zu nehmen. Während meiner Praxisphase im Upcycling Fashion Store Berlin und bei dem Upcycling-Label aluc habe ich schließlich das Potential der Kreativen erlebt, Vorreiter einer nachhaltigen Bekleidungsindustrie zu sein. Ich war beeindruckt von dem regen Austausch und positiven Spirit, mit dem dort innovative Ideen und Konzepte entwickelt wurden. Seit dieser Zeit stand für mich fest, dass ich meinen Masterabschluss mit Fokus auf nachhaltige Bekleidung in Berlin machen wollte.

Beworben habe ich mich für das Master-Studium mit dem Konzept für ein Upcycling-Projekt. Mein Ziel war es, ein übertragbares Modell zu entwickeln, auf dessen Grundlage Bekleidungsfirmen die Upcycling-Methode als Abfall- und Kreislaufmanagement fortlaufend in ihre bestehenden Prozesse integrieren können. Wichtiger Aspekt war dabei die Möglichkeit zur seriellen Fertigung, damit die so entstehenden Teile schließlich kommerziell genutzt werden könnten.

LOVE FOR RESOURCES Collection © Laura Struthoff

LOVE FOR RESOURCES Collection © Laura Struthoff

Um das entstandene Konzept praxisgerecht zu testen, habe ich eine Beispielkollektion in Kooperation mit bleed organic clothing entwickelt. Dabei hatte ich das große Glück, dass die Zusammenarbeit von Arianna Nicoletti vom Upcycling Fashion Store Berlin initiiert und auch beratend begleitet wurde. bleed steht für ökologisch, vegan und fair produzierte Outdoor- und Streetwear, die sich besonders durch ihren alternativen Materialeinsatz auszeichnet. Kollaborationen mit PETA oder Zertifizierungen der Produkte durch GOTS und bluesign zeigen u.a. die Ernsthaftigkeit, mit der die Marke ihren Ansatz verfolgt. In der Reihe der von bleed iniziierten Projekte zum Schutz von Umwelt und Ressourcen war die Integration von Upcycling in die eigene Wertschöpfungskette eine logische Ergänzung. Und ich selbst konnte mit bleed als Partner sicherstellen, dass die Basis des Projektes eine möglichst umfassende und ehrliche Herangehensweise an das Thema Nachhaltigkeit war.

Die Zusammenarbeit erlaubte es mir, eine Anfrage an bleeds Lieferanten zu starten, um Restmaterialien als Ausgangsmaterialien für meine Kollektion zu beschaffen. Meine Wahl fiel auf GOTS-zertifizierte Denim- und Twillstücke, die für Qualitätstests eingesetzt wurden. Überzeugt haben mich deren Qualität, Farbigkeiten, gleichbleibende Maße und die verfügbare Anzahl. Um produktionsinterne Bezeichnungen und Markierungen unkenntlich zu machen, habe ich mich mit Lasercut- und Drucktechniken auseinandergesetzt. Entstanden ist schließlich ein Statement-Siebdruck in Naturfarben, der einen für bleed typischen handgezeichneten, Lifestyle-orientierten Look mit dem Statement der Kollektion vereint.

Die „LOVE FOR RESOURCES Collection“ lässt sich in das Erscheinungsbild der Marke bleed integrieren und ergänzt deren Produktgruppenplan. Sie soll mit Unisex-Designs, ihrer klassischen Formgebung, reduzierter Designsprache und mit modularen, anpassbaren Elementen außerdem eine möglichst lange Lebensdauer erzielen. Die eingesetzten Zutaten oder Elemente wie Taschenbeutel lassen sich leicht für Sortierungsmaßnahmen abtrennen und wurden möglichst ökologisch verträglich gewählt. So habe ich mich auch im Sinne von bleed für Kork-Patches, Holzknöpfe oder naturweißes Baumwollgarn entschieden.

The Love For Resources Collection © Laura Struthoff

The Love For Resources Collection © Laura Struthoff

Mit dem Kollektionskonzept habe ich mich schließlich relativ kurz nach meinem Abschluss im Oktober 2015 auf Vorschlag meiner Professorin hin beim lavera Green Fashion Award* beworben. Als eine der Finalisten_innen konnte ich meine Kollektion innerhalb einer Runway-Show zur Fashion Week Berlin im Januar 2016 vorstellen und wurde schließlich mit dem zweiten Platz ausgezeichnet. In der gleichen Woche durfte ich die Kollektion neben der Upcycling-Kollektion von Lena Grimm, ebenfalls für bleed, und dem Hamburger Label Kluntje im Upcycling Fashion Store Berlin in Zusammenarbeit mit bleed präsentieren.

Die Kooperationen haben es mir ermöglicht, in meinem Kollektionskonzept insgesamt recht viele Faktoren zu berücksichtigen. Aufgrund der zeitlichen Beschränkung musste ich allerdings auch Vieles unberücksichtigt lassen. Trotzdem hat mich das Projekt einen großen Schritt vorangebracht und ich habe viel über die Herausforderungen, Schwierigkeiten und Möglichkeiten eines Upcycling-Projektes für ein Unternehmen gelernt.

Mein Name ist Laura Struthoff und ich freue mich darauf, als Designerin in weiteren Projekten individuell zugeschnittene Upcycling- und Kreislauf-Lösungen zu erarbeiten und dafür zu sorgen, dass die Bekleidungsindustrie meiner Vision Schritt für Schritt näherkommt.

*Im Video ab Minute 12:30.

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