Denkanstöße & Impressionen der SEWlutions

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Allgemein
Publikum bei einer Diskussion im Plenum

Zum vierten Mal findet heute und morgen die FEMNET-Fachkonferenz in Hamburg statt. Über 150 Studierende und Dozierende sind im Rudolf-Steiner-Haus zu Gast. Sie alle verbindet die Lust etwas zu verändern: Wie können wir die Textilindustrie gemeinsam sozialer und ökologischer gestalten? Wir liefern euch in dieser Zeit an dieser Zeit Eindrücke und Updates. Denkanstöße. Wie kann es weiter gehen? Studierende, Dozierende und Fachleute tauschen sich aus.

Keynote Speeches

Bei der .::Keynote aus der Wirtschaft::. findet Gerd Hofielen von der Humanistic Management Practices gGmbH deutliche Worte: „Wenn wir Wirtschaften, soll niemand Schaden davon tragen!“ Er setzt sich für eine gemeinwohlorientierte Wirtschaft ein und spricht von „mental pollution“: Erst müssen wir Menschenrechte konsequent mitdenken lernen, für alle Bereiche der Wertschöpfungskette. Vorher wird sich unser Handeln nicht ändern.

Oben: Gerd Hofielen – Keynote aus der Wirtschaft
Unten: Dennis Görlich – Keynote aus der Wissenschaft
(c) FEMNET / Kathrin Brunnhofer

Bei der .::Keynote aus der Wissenschaft::. geht Dennis Görlich, Leiter des Global Challenges Center am Institut für Weltwirtschaft Kiel auf die Voraussetzungen und Konsequenzen von Automatisierung ein. „Durch die Digitalisierung verschmilzt ‚lokal‘ und ‚online'“, erklärt er. Digitale Kommunikation helfe Produzent_innen, die Lieferketten zu entschlacken und ermöglicht Kosteneinsparungen. Aber auf wessen Kosten? Diese Prozesse müssen wir aktiv gestalten. „Die Automatisierung wird kommen. Es bleibt die Frage wann und wen es betrifft.“

Lösungsansätze der Wirtschaft für eine sozial gerechte Bekleidungsproduktion

 

Intensive Arbeitsatmosphäre im Workshop von Sarah Herms (c) FEMNET / Kathrin Brunnhofer

.::Workshop::. Gemeinwohlbilanz eines fortschrittlichen Bekleidungsunternehmens (VAUDE) im Vergleich mit einem konventionellen Modeunternehmen (Hugo Boss) // Gerd Hofielen, Humanistic Management Practices gGmbH

Eine große Matrix soll den individuellen Beitrag zum Gemeinwohl sichtbar machen. Wie das funktioniert, erklärt Gerd Hofielen den Teilnehmenden und stellt ihnen VAUDE als konkretes Beispiel vor. „Mit diesem Instrument können wir Unternehmen helfen, das transparent darzustellen. Wie damit umgegangen wird sollte im gesellschaftlichen Dialog ausgehandelt werden.“ Der Workshop wird zur Plattform einer angeregten Debatte zwischen gemeinwohlorientierten und konventionellen Unternehmensvertretern.

Die beiden Unternehmen direkt zu vergleichen sei schwierig, weil sie so verschieden sind, gibt das Publikum zu bedenken. Die Diskussion dreht sich um die Strukturen und den Einfluss der Aktionäre… „In der Wirtschaft gibt es ganz unterschiedliche ethische Modelle“ bestätigt auch Gerd Hofielen. „Wir müssen eine öffentliche Diskussion dieser Ansätze ermöglichen!“

Wer muss beginnen: Braucht es erst politische Initiativen, oder können Unternehmen voranschreiten? Unterschiedliche Meinungen. Hofielen ist überzeugt: „Natürlich braucht es politische Regelungen. Es hilft aber nicht, auf staatliche Regulierung zu warten. Die kommt erst wenn bewiesen ist, dass ein Ansatz funktioniert“

„Ich bin ungeduldig. Ich habe viele Studierende hier, die sind auch ungeduldig. Wir brauchen simple, gut umsetzbare Lösungen!“ Die große bunte Matrix hat die Dozentin noch nicht überzeugt, die theoretische Diskussion der Unternehmensvertreter auch nicht.

„Es braucht kritische Stimmen aus der organisierten Zivilgesellschaft, Academia und anderen, damit sich bei den Unternehmen etwas ändert“ bestätigt auch der Mitarbeiter von Hugo Boss. Ja, da dürfe Gisela Burckhardt sich ruhig freuen – für FEMNET hatte sie in den letzten Jahren bereits mehrfach auf der Aktionärsversammlung der Marke gesprochen.

.::Workshop::. Circular Fashion Economy // Thekla Wilkening, Gründerin der Kleiderei Hamburg GmbH sowie Expertin für Circular Fashion Modelle und Share Economy

„Mit Sharing Economy kann man den Wirkungsgrad von Kleidung, die jetzt schon auf dem Markt ist, erhöhen.“ Thekla Wilkening erklärt das Konzept des Kleider-Mietens. „Unternehmen haben wieder einen Ansporn, die Qualität ihrer Kleidung zu steigern, da sie durch das Mieten länger im Kreislauf bleibt.“

Anekdote einer Freundin, die sagte mal „Du glaubst doch nicht wirklich, dass in fünf Jahren noch jemand Klamotten kauft!“

Wie lukrativ ist eigentlich Kleidung vermieten? Thekla rechnet genau vor – je länger das Kleid bei der Nutzerin bleibt desto weniger schlagen Kosten für die Retoure und das Waschen ins Gewicht.

„Was meint ihr, bleibt das ein Mythos oder wird es in Zukunft Realität, dass Menschen sich Kleidung mieten?“ Die Meinungen der Studierenden sind durchaus gemischt: „Ich finde, das ist ein gutes Modell. Aber ich glaube, die Gesellschaft ist dafür noch nicht bereit, das ist noch nicht massentauglich.“

„Warum hab ihr denn nicht weitergemacht? Eure Kurven gingen doch steil nach oben“ erinnert sich eine Studentin an die zuvor gezeigten Grafik. „Wir sind ja so schnell gewachsen, das war auch oft eine große Herausforderung.“ Thekla berichtet von ihrer Gründung, den Finanzierungsmöglichkeiten, zeitaufwändigen Abrechnungen und allem was sonst noch dazu gehört. „Wir waren unsere eigenen Revolutionäre, mussten aber ein ganzes Boot auf Kurs halten. Wenn es niemanden gibt, von dem du lernen kannst, macht es das schwieriger.“

Für Thekla gilt: „Cradle to Cradle ist die Crème de la Crème.”

Eine Studentin fragt sich, „ist ständig Second Hand Kleidung kaufen und dann wieder verkaufen noch nachhaltig? Oder doch auch nur Fast Fashion?“

„Share Economy heißt auch Wissensaustausch und Synergien herstellen.“ In diesem Spirit hat Thekla heute ihre Erfahrungen mit den Studierenden geteilt.

.::Workshop::. Tchibo Share – Circular Business Model im Mainstream // Sarah Herms, Sustainability Manager – Lead Circular Economy, Tchibo GmbH

Mit Tchibo Share bietet Tchibo seit Januar 2018 in Kooperation mit kilenda Kinderprodukte zum Mieten an. Tchibo testet als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie, wie ein Circular Business Model im Mainstream funktionieren kann. Die Teilnehmenden machen sich in Gruppenarbeiten selbst ein Bild: Welche Akteure muss man einbinden, damit so ein Konzept funktioniert?

„Wir sehen Potenzial dafür, dass sich der (Sharing-)Markt weiterentwickelt, das hängt aber stark von Kundenverhalten ab, also wie viel Kleidung der Kunde mietet und wie lange.“ Ein Mietservice sei ein sehr bequemer Weg, Second-Hand Kleidung zu nutzen.

„Wir sprechen eine Zielgruppe an, die auf gute Qualität vertrauen möchte und die wissen möchte wo ihre Kleidung herkommt.“

„Wir fragen uns immer noch, wie oft ein Bekleidungsstück wiedereingesetzt werden kann.“

.::Workshop::. Der Fairtrade-Textil-Standard: Ein allgemeiner Überblick und die konkrete Umsetzung bei 3FREUNDE // Stefan Niethammer, Gründer 3FREUNDE und Michaela Reithinger, Fairtrade Deutschland

Das dynamische Duo aus Zertifizierungsorganisation und Bekleidungsunternehmen sah sich einem aktiven Publikum mit vielen kritischen Fragen gegenüber: Sie wollten ganz genau wissen, was es mit dem neuen Fairtrade Textilstandard auf sich hat.

Warum muss man das eigentlich separat zertifizieren? Lässt sich das wirklich getrennt denken?

Wie weit kann so ein Standard reichen? Was kann Fairtrade sein, was nicht? Eine Studierende fragt als Beispiel nach den Maschinen die genutzt werden. „Bei Fairtrade geht es primär um Arbeitnehmerrechte, das ist kein Umweltstandard.“ Für Maschinen gäbe es noch keinen solchen Standard. Bei Farben sieht die Sache schon anders aus.

„Was sind die größten Herausforderungen für die Umsetzung?“ Sebastian nennt aus seinen eigenen Erfahrungen heraus die Einrichtung von Gewerkschaften und die Zahlung existenzsichernder Löhne. Es sei schwer, die einzelnen Schritte in der sehr komplexen textilen Lieferkette zu identifizieren, wo man überall etwas etwas verändern muss.

Stefan Niethammer appelliert an unsere Generation: Wir sollten unsere Macht als Konsument_innen nutzen, solange wir sie noch haben. Es ist nicht selbstverständlich, dass unsere humanistischen Werte überall gelten. Er sieht die global steigenden Zahlen von Konsument_innen kritisch.

.::Workshop::. Angewandte Nachhaltigkeit in Modeunternehmen // Rolf Heimann, hessnatur Stiftung

Ein Workshop im besonderen Setting: In drei Halbkreisen vor einer großen Leinwand, mitten auf der Bühne des Theatersaals. Mit vollem Körpereinsatz erklärt Rolf Heimann den Teilnehmenden, wie Unternehmen mithilfe ihres holistischen Prinzips nachhaltige Beschaffungsstrukturen und -prozesse etablieren können. „Alles startet mit Bewusstsein“ sagt er.

„Nachhaltigkeit ist ein Wertetreiber.“ Vielleicht würden auch seine Zuhörer im Nachhaltigkeitsbereich arbeiten wollen? Aber vielleicht hätten sie auch gar keine Wahl.

„Am Ende braucht es unterschiedliche Definitionen von Nachhaltigkeit. Jeder setzt seine Ziele ja anders um.“ Das holistische Prinzip als Modell zur individuellen Nachhaltigkeitsdefinition.

Wenn er Unternehmen berät, würden diese sich manchmal entscheiden, bestimmte Bereiche anzugehen und anderes auf später zu schieben. „Ist das für Sie als Berater ein Problem?“ Die Antwort auf diese Frage ist vielschichtig. „Wir müssen im Berufsleben ganz oft unentscheidbare Entscheidungen treffen.“ Aber wenn Punkte für wichtig hält, sagt er das den Unternehmen.

„Es gilt zu akzeptieren, dass diese Dinge einen Prozess durchlaufen müssen.“ Heimanns Erfahrung als Berater: „Es ist viel wichtiger Prozesse zu starten, anstatt sich zu hohe Ziele zu stecken.“ Zu schnell zu viel kann frustrieren. „Die Vision müssen wir in Konzepte und Strategien bringen, damit es Veränderung gibt.“

Lösungsansätze von Konsument_innen und Bürger_innen für eine sozial gerechte Bekleidungsproduktion

 

Carolijn Terwindt spricht über den Fabrikbrand in Pakistan 2012 (c) FEMNET / Kathrin Brunnhofer

.::Workshop::. Slow Fashion: Ansätze zur Förderung eines nachhaltigeren Kleidungskonsums // Dr. Silke Kleinhückelkotten, ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung und Bildung und Aneta Woznica, MSH Medical School Hamburg

Slow Fashion? Das beinhaltet umwelt- und sozialverträgliche Produktion, nachhaltige Verwertung von Altkleidern und Restoffen sowie eine lange und intensive Nutzung.

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden Diskussionen mit verschiedenen Fokusgruppen geführt, ob eine Nachfrage für Slow Fashion besteht. Außerdem gab es eine Repräsentativbefragung mit 2.000 Proband_innen aus sechs sozialen Milieus.

Vielen ist es wichtig, dass Kleidung umwelt- und/oder sozialverträglich ist, kaufen tun sie allerdings nur wenige, überwiegend aus dem „kritisch-kreativen“ Milieu. Im „bürgerlichen“ Milieu fehlt das Vertrauen in die Qualität nachhaltiger Bekleidung; das „junge“ Milieu ist überzeugt von Kleidertausch und Second-Hand-Mode.

Damit öko-faire Kleidung gekauft wird, braucht es laut Studie vertrauenswürdige Siegel, transparente Informationen zum Produktionsprozess und attraktive Geschäfte.

Die Verhaltensanalyse hat gezeigt: In manchen Milieus ist die Einstellung wichtiger, damit es tatsächlich zum Kauf öko-fairer Kleidung kommt, in anderen die Norm. Wie leicht oder schwer es ist, an diese Kleidung oder Second-Hand-Mode zu kommen, spielt jedoch kaum eine Rolle.

.::Workshop::. FairKnallt – Bloggen für nachhaltigen Kleidungskonsum // Norian Schneider, Nachhaltigkeitsexperte, freier Fotograf, Kameramann

Influencer_innen sind die neuen Stars am Himmel. Sie revolutionieren die Werbung, indem sie zwischen Marke und Verbraucher_innen vermitteln.

„Der Nachhaltigkeitsbericht von 60 Seiten ist halt null sexy.“

Vier Herausforderungen, die nachhaltiges Bloggen mit sich bringt: Filterblasen (Wie erreiche ich die, die das Thema noch nicht interessiert?), Konsum (Sollte man zum Kauf anregen bzw. wie kann man Produkte zeigen, ohne zum Konsum anzuregen?), Kriterien (Welche Produkte sollen gezeigt werden? Wie nachhaltig müssen sie sein?) und Informationstiefe (Lieber oberflächlich für große Zielgruppe oder lieber tiefgreifend für kleinere Zielgruppe?)

Die Teilnehmenden erarbeiteten viele Lösungen; hier eine Auswahl: Fokus auf Ästhetik, dann nach und nach inhaltlicher werden, Kleidungsstücke häufiger verwenden (#30wears u.ä.), Gewinnbeteiligung bei Kooperationen vermeiden, Transparenz, kritische Auseinandersetzung mit der Brand uvm…

.::Workshop::. Textilsiegel – wie hilfreich sind sie für Verbraucher_innen? // Kathrin Krause, Referentin nachhaltiger Konsum, Verbraucherzentrale Bundesverband e.V.

Siegel sollen Verbraucher_innen die Möglichkeit geben nachhaltiger zu konsumieren. Mittlerweise gibt es aber einen „Siegel-Dschungel“, der eher zu Verwirrung führt.

Es gibt keine Haftungsregeln für Auditor_innen. Das heißt, wenn ein_e Auditor_in eine Fabrik für ordnungsgemäß hält und diese am nächsten Tag zusammenbricht, gibt es keine rechtlichen Konsequenzen.

Der „grüne Knopf“ der in Deutschland von staatlicher Seite aus eingeführt werden soll, macht keine großen Hoffnungen: Ein Produkt kann dieses Siegel erhalten, wenn es bereits ein ökologisches oder soziales Siegel trägt. Es baut also auf den privaten Auditierungen auf. Außerdem bezieht es sich nur auf die Konfektion und lässt somit viele Bereiche der textilen Kette außer Acht.

.::Workshop::. Klage gegen KiK // Carolijn Terwindt (European Center for Civil and Human Rights (ECCHR))

Kik wurde verklagt, weil bei einem Brand bei einem seiner Zuliefererfabriken 112 Angestellte zu Tode kamen – Sicherheitsstandards waren nicht eingehalten worden. Hätte etwa der Brandalarm funktioniert, hätten diese Menschen vielleicht überlebt. Aufgrund ihrer Lieferbeziehung und der Abnahme großer Mengen hätte Kik Einfluss nehmen können. Viele Arbeiterinnen fühlen sich nicht in der Lage, ehrlich zu sprechen. Hat so eine Klage Aussicht auf Erfolg?

5,1 Millionen Dollar wurden von Kik als Rentenauszahlung an die Opfer in Pakistan gezahlt. Aber Kik betone, das sei freiwillig – sie würden hier keine Haftung tragen.

KiK sagt, es war Terrorismus – da kann man nichts machen!

„Es kann doch nicht sein, dass Auszahlungen von Konsumentendruck und Gutwill der Unternehmen abhängig ist.“

„Gerd Müller sagte vor einer Woche in einem Interview, er sei frustriert. Wenn das so weiterginge, solle ein Gesetz her.“ Spannend, denn auch Kik plädiert inzwischen für ein Sorgfaltspflichtgesetz, um ein level playing field zu etablieren.

„Wer würde denn noch freiwillig Manager werden, wenn es in Europa eine verschuldensunabhängige Haftung gäbe?“

.::Workshop::. Wie man ein Aktienunternehmen öffentlichkeitswirksam kritisieren kann // Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre

Die Studierenden erfahren, wie man mit Hilfe von Wortbeiträgen auf Hauptversammlungen der Aktionär_innen Unternehmen zwingen kann, auf Fragen zu antworten. „Wieviele Aktien braucht man denn, um auf eine Aktionärsversammlung zu kommen?“ „Eine!“

Benötigen wir nicht eigentlich eine viel kleinteiligere Wirtschaft ohne so viele große Unternehmen? Dann gäbe es die Eigentümerstruktur von Aktienunternehmen nicht mehr. Und ist die nicht das Problem?

Diskussionswürdige Nachfrage: Ist es das Ziel, so einen Konzern in die Insolvenz zu treiben oder ihn zu fairem Handeln zu motivieren?

Nicht nur die Präsenz auf der Aktionärsversammlung ist wichtig, erklärt Markus Dufner: „Die große Kunst ist es, die mediale Aufmerksamkeit am Kochen zu halten, sodass es zu einem Einlenken des Unternehmens oder zu politischen Handlungen kommt.“

Politische Lösungsansätze für eine sozial gerechte Bekleidungsproduktion

 

Teilnehmende üben das „Lesen“ von Roadmaps mit Unterstützung von Tim Zahn (c) FEMNET / Kathrin Brunnhofer

.::Workshop::. Kann ein Lieferkettengesetz die Modeindustrie gerechter machen? // Sarah Lincoln, Referentin für Wirtschaft und Menschenrechte, Brot für die Welt

Die Lieferkettenverantwortung von Modeunternehmen betrifft die Bereiche ‚Transparenz‘, ‚existenzsichernde Löhne‘ und ‚Kontrolle‘. Status Quo: Es gibt die UN-Leitprinzipien, an denen sich Unternehmen orientieren können – sie sind jedoch nicht verbindlich. Auch die Audits, die es bereits gibt, bringen keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Es muss ein Gesetz her.

In Frankreich gibt es bereits ein solches Gesetz, aber es gilt nur für verhältnismäßig große Unternehmen.

Eine Kampagne 2019-21 soll ein Gesetz bringen, das deutsche Unternehmen verpflichtet, Menschenrechte und Umwelt zu achten. Außerdem würde es sie für Schäden haftbar machen. Ein solches Gesetz wäre branchenunabhängig.

.::Workshop::. Bekämpfung und Verhinderung von geschlechtsspezifischer Gewalt und Frauendiskriminierung am Arbeitsplatz: Die geplante ILO-Konvention und Ansätze zur konkreten Umsetzung am Beispiel indischer Textilfabriken // Mary Viyakula, SAVE, Katharina Fest, CSR Managerin, Blutsgeschwister und Antje Gothe, Gender-Expertin

„The structure of ILO includes workers, and puts states, employers and workers at one table.“

„Genderbased-violence includes violence against all people who do not conform with dominant gender perceptions“

„The ILO Convention against GBV and harrassment is a framework that should fill the gaps in the international lwas of 80 countries.“

„As a member of the FWF you have to ensure save and healthy working conditions in your supplying factories.“ – Blutsgeschwister

“ You constantly have to follow-up and reverify your factories ICC-mechanism of your factories“ – Blutsgeschwister  – „It’s a constant process.“ – Mary

„Because of our persistence we built a trusting relationship with our suppliers.“ – Blutsgeschwister

„The ICC complaints have to be rated into criminal, minor and major issues to decide further steps.“ – Mary

.::Workshop::. Blockchain in the textile industry – An opportunity for fairer supply chains? // Joséphine Quioc, GIZ Blockchain Lab

„Maybe the consumers do not want to pay more for the basic tshirt, but if they know that the additional money is given to the garment workers, they would pay more. And that’s what blockchain can show them.”

“I think big companies are highly interested in blockchain. They’re just looking for somebody who presents them a solution.”

Eigentlich würde man denken, dass man mit Sensoren nur „harte“ Faktoren messen kann, aber man kann z.B. über Temperatur, Luftfeuchtigkeit o.ä. auch Aufschluss über die Arbeitsbedingungen gewinnen.

Wer validiert die Daten, die in die Blockchain eingespeist werden? Wenn sie einmal in der Blockchain sind, lassen sie nicht mehr entfernen.

.::Workshop::. Action, Collaboration, Transformation (ACT) // Achim Lohrie, Chief Sustainability Advisor, Tchibo (Mitglied bei ACT)

„Wir haben keinen gesetzlichen Mindestlohn, der in die Nähe eines living wage geht.“

Eine Preissteigerung von einem Euro reicht bei „normalen“ Verbraucher_innen schon aus, um sie zum konventionellen bzw. günstigeren Produkt greifen zu lassen.

Der Druck der NGOs auf einzelne Brands hat zur Folge, dass diese sich aus dem Wettbewerb „rauspreisen“, den Markt verlassen und sich schlussendlich Länder mit noch günstigeren Arbeitskosten suchen.

„Unser Wunsch ist es, dass es zu gesetzlichen Regelungen kommt.“

Das Ganze geht nur, wenn alle an einem Strang ziehen. Im Moment haben die Unternehmen, die sich an ACT beteiligen, in Kambodscha eine Marktabdeckung von 40%. Mit Adidas, Lidl und GAP wären es 70%.

Flächentarifverträge sind ein Instrument, auf dem viele Hoffnungen liegen. Man hofft, dass erste flächendeckende Verträge im nächsten Jahr kommen. Einkäufer_innen müssen diese Regelungen jedoch annehmen; die Mehrkosten müssen von der Marge abgezogen werden, anstatt sie wegzuverhandeln und somit auf die Produktionsstätten abzuwälzen.

„Die besten Löhne sind verhandelte Löhne.“

„Die Gesetzgeber werden erst aktiv, wenn die Wirtschaft und ihre Protagonisten bewiesen haben, dass es machbar ist.“

.::Workshop::. Textilbündnis: Der Ansatz prozesshafter Verbindlichkeit // Tim Zahn, Koordinator der zivilgesellschaftlichen Akteure im Textilbündnis

In dem Workshop ging es darum, das Verständnis über das Textilbündnis zu verbessern, da das TB ein sehr „sperriges Konzept“ ist.

Kaum ein_e Teilnehmer_in hat sich zuvor schon einmal eine Roadmap angesehen.

Das „Lesen“ der Roadmaps muss man üben. Hierzu wurden Verbesserungsvorschläge erarbeitet.

Das Textilbündnis ist darauf angewiesen, dass die Verbraucher_innen sich die Roadmaps ansehen und den Unternehmen „auf die Füße treten“.

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