„Fast Fashion ist ein sehr gefährlicher Trend“ – das Model Barbara Meier im Interview

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Allgemein Faire Medien Interview

Sie ist Botschafterin für faire Textilien, besucht Fabriken in Äthiopien, Indien und Pakistan und ist seit den ersten Germanys Next Top-Model-Staffeln berühmt: Das Model Barbara Meier erzählt uns hier in einem Interview, warum sie sich für faire Kleidung engagiert und was ihr Näherinnen in einer Fabrik berichteten.

Liebe Barbara Meier, warum unterstützen Sie FEMNET?

Ich finde FEMNET eine super wichtige Organisation, denn sie gibt Frauen eine Stimme, die bis jetzt noch nicht gehört werden! Es ist leider immer noch viel zu wenigen Menschen bewusst, unter welchen Bedingungen unserer Kleidung produziert wird und vor allem, wie sehr die Näherinnen und Frauen unter diesen teilweise katastrophalen Arbeitsumständen leiden. FEMNETs Initiativen zur Beratung und Bildung finde ich besonders wichtig. Der erste Schritt ist immer die Aufklärung. Auf Unternehmensseite, aber auch auf Seite der Endverbraucher. FEMNET deckt beides ab, das finde ich wirklich vorbildlich.

Die Informationen sind für den Verbraucher sehr wertvoll. Denn nur wenn man die Hintergründe kennt, kann man bewusst entscheiden, was man tragen möchte und was nicht.

Sie sind Botschafterin für faire Textilien. Was ist Ihre Aufgabe und wie wollen Sie die Menschen erreichen? Wie meinen Sie kann man vor allem die jüngeren Konsument_innen für Fair Fashion begeistern?

Meine Aufgabe ist erstmal, das Thema faire Textilien wieder mehr in die Presse und die Aufmerksamkeit der Menschen zu bringen. Für viele ist es schon so normal geworden, dass super billige Kleidung immer und überall verfügbar ist und es oft leichter und schicker ist, sich immer wieder Neues zu kaufen und Dinge nach einmal tragen wegzuwerfen. Das ist ein sehr gefährlicher Trend, denn über die Hintergründe, wie diese „Fast Fashion“ überhaupt in solchen Massen produziert wird, wird immer weniger nachgefragt.

Ich möchte zum einen die Menschen anregen, ein bisschen genauer hinzusehen, wie die Arbeiterinnen ausgebeutet werden, aber auch welche furchtbaren Auswirkungen die Modeindustrie auf die Umwelt hat.

Zum anderen möchte ich aber vor allem auch zeigen, wie schön fair produzierte Kleidung sein kann! Es gibt mittlerweile so tolle und wunderschöne Kleider und Stoffe, für die niemand leiden musste und es macht großen Spaß, diese Kleidung zu tragen. Die Zeiten, wo „öko Mode“ kratzende Jute-Säcke waren, sind lang vorbei.

Ich versuche, auf meinen Social Media Kanälen und bei öffentlichen Auftritten eben genau die schöne, moderne Art der Fair Fashion zu präsentieren. Ich denke, junge und modebewusste Frauen kann man damit am meisten für Fair Fashion begeistern. Einfach indem man ihnen zeigt, wie toll sich das anfühlt, seinen Beitrag zu leisten und dennoch gut auszusehen.

Man muss nicht auf Mode und Trends verzichten. Es geht nur darum, ein bisschen sorgsamer bei der Auswahl zu sein.

Außerdem waren Sie im vergangenen Jahr in Indien, Äthiopien und Pakistan und haben dort Fabriken besucht – was haben Sie dort erlebt?

Ich war mit unserem Bundesentwicklungsminister Gerd Müller auf dieser Reise unterwegs. Natürlich sieht man bei einer so offiziellen Reise, bei der auch viele Journalisten dabei sind, nicht die wirklich schlimmen Firmen, sondern besichtigt meist Musterfirmen oder eben Entwicklungsprojekte, bei denen schon wirklich Hilfe angekommen ist.

Erschreckt hat mich, dass in diesen Musterfirmen auch viele Arbeitsschutzbedingungen nicht eingehalten wurden. Mundschutz wurde nicht getragen, obwohl es vorgeschrieben war, etc.

Vor allem fand ich aber wirklich schlimm, dass uns Frauen erzählt haben, dass sie zwar den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohn bekommen, ihnen dieser aber nicht zum Leben reicht.

Diese Frauen arbeiten sechs Tage die Woche, teilweise zehn Stunden am Tag und müssen oft eine Stunde zur Arbeit fahren. Ihnen bleibt rein rechnerisch gar keine Zeit mehr für einen zweiten Job, um sich noch etwas dazu zu verdienen.

Das hat mir auch deutlich gezeigt, wie wichtig die Arbeit von FEMNET ist, die sich ja dafür einsetzten, dass eben nicht nur der gesetzliche Mindestlohn gezahlt wird, sondern ein existenzsichernder Lohn gezahlt werden muss.

Wie haben Sie Ihren Konsum seit dem „Umdenken“ verändert? Wo und wie kaufen Sie ein? Leihen Sie auch Kleidung oder kaufen Sie Second-Hand?

Ich habe in dem Fair Fashion Guide gelesen, dass wir 20 Prozent unserer Kleidung im Schrank kein einziges Mal tragen. Das konnte ich nicht glauben und habe meinen Schrank auf genau solche „Kleider-Leichen“ abgesucht.

Und ich muss gestehen, ich hab viele Outfits gefunden, an denen das Preisschild noch dran war. Diese Kleider habe ich als allererstes angefangen, bewusst und oft zu tragen, anstatt mir neue zu kaufen. Außerdem habe ich mir eine Nähmaschine zu Weihnachten gewünscht und flicke jetzt Löcher und aufgerissene Stellen öfter als vorher. Die Hemmschwelle, Kleidung wegzuwerfen, ist bei mir stark angestiegen.

Wenn ich Kleider kaufe, schaue ich jetzt sehr genau hin, von welcher Firma und aus was sie bestehen. Ich habe z.B. eine Firma in Wien gefunden, die Bikinis aus alten Fischernetzen herstellt. Dieses recycelte Material fühlt sich haptisch genauso gut an, wie ein „normaler“ Bikini, aber emotional fühlt es sich so viel besser an, weil ich weiß, dass die Umwelt nicht so sehr leiden musste für dieses Kleidungsstück.

So habe ich viele neue Firmen mit sehr innovativen Kleidungsstücken entdeckt, aber auch bei den „typischen“ Modefirmen Teile in der Kollektion gefunden, die z.B. aus Biobaumwolle hergestellt wurden. Der Aufwand ist nicht so groß. Ich schaue einfach nur genauer hin.

Die wohl größte Veränderung besteht darin, dass ich nicht mehr auf Schnäppchenjagd gehe. Ich möchte den Preis für die Mode bezahlen, den sie wert ist. Das ständige Preis-Drücken möchte ich nicht unterstützten.

Früher habe ich mir vielleicht schnell mal drei T-Shirts für 7 € im Schlussverkauf gekauft und dann zu Hause festgestellt, dass nur eins richtig gut aussieht. Das mache ich heute nicht mehr.  Ich kaufe mir lieber eins für 30€, das gut produziert wurde, lange hält und perfekt sitzt.

Fotos: (c) Barbara Meier

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