Einen Wandel durch Nachfragen einfordern: Die Studierenden-Aktion #requestthechange

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Allgemein Interview Kampagne

Wenn  die diesjährige internationale Fashion Revolution Week am 24. April beginnt, fällt auch der Startschuss für die Aktion #requestthechange, eine Initiative von Studierenden, die bei der diesjährigen oikos Winter School in Witten ins Leben gerufen wurde. Wie groß die Macht der einzelnen Konsument_innen im Fast-Fashion-Zirkus ist und wie eine einzige Frage an einen Storemanager den Stein zu einer nachhaltigeren Produktion ins Rollen bringen könnte, lest ihr hier. Jana Böker, ebenfalls Teilnehmerin der Akademie, hat die Gruppe interviewt.


Wer steckt denn eigentlich hinter #requestthechange?
requestthechange: Die Kampagne ist von einer Gruppe Studierender ins Leben gerufen worden. Wir wünschen uns eine nachhaltige Modebranche und wollen positiv darauf Ein?uss nehmen.

Wie seid ihr darauf gekommen, die Kampagne ins Leben zu rufen?
Die Idee zu #requestthechange entstand während der oikos Winter School im März dieses Jahres. Während der Konferenz haben wir intensive Diskussionen zu dem Thema „Sustainability in the Fashion Industry“ geführt. Wir haben Einblicke in verschiedenste Bereiche der Branche erlangt und mit vielen Verantwortlichen gesprochen. Dabei ist ein Punkt immer wieder zur Sprache gekommen: Das Thema nachhaltige Mode rückt zwar immer mehr in den Fokus der Kund_innen, solange diese aber nicht aktiv mehr Nachhaltigkeit von den Unternehmen fordern, werden sich diese auch nicht verändern.
Dies ist der Ansatzpunkt von #requestthechange. Die Kunden haben einen enormen Einfluss und Macht über die Unternehmen, auch wenn sie sich dessen gar nicht bewusst sind. Mit unserer Kampagne wollen wir dazu ermutigen, direkt mit den Unternehmen in Kontakt zu treten und ihr Interesse an einer nachhaltigen Produktion zu zeigen.

Welches Ziel verfolgt ihr mit der Kampagne?
Wir wünschen uns eine nachhaltige und faire Modebranche. Aktuell übernehmen Fast Fashion Unternehmen wenig bis keine Verantwortung für ihr Handeln und dessen soziale und ökologische Auswirkungen. Dies wollen wir ändern. Mit der Kampagne #requestthechange wollen wir Kunden weltweit dazu ermutigen ihr Interesse an einer nachhaltigen Branche zu zeigen und Fast Fashion Unternehmen zu fragen, welchen Anteil sie dabei leisten. Wenn die Konzerne feststellen, dass es nötig wird nachhaltig zu produzieren, werden sie ihr Produktionssystem umstellen und die Lieferkette verbessern. Dies ist ein wichtiger Schritt zu einer fairen und sozialen Branche.

Die Aktion beginnt am 24.04. – dem Start der Fashion Revolution Week. Wie lang wird sie gehen?
Unsere Kampagne startet am 24. April 2017 – vier Jahre nach dem tragischen Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza in Bangladesch. Wir haben diesen Tag bewusst gewählt, um daran zu erinnern, unter welchen katastrophalen Bedingungen unsere Mode produziert wird. Wir hoffen, dass am 24. April besonders viele Menschen gleichzeitig an unserer Kampagne teilnehmen und so an diesem Tag viele Fragen gebündelt an die Unternehmen gestellt werden.
Da das Interesse anhaltend und auch der Weg zu einer nachhaltigen Branche lang ist, führen wir #requestthechange kontinuierlich weiter. Jedes Mal wenn man an einer Filiale eines Fast Fashion Unternehmens vorbeikommt, soll eine kurze Frage gestellt werden. Solange, bis es zu einer wirklichen Veränderung in der Branche kommt.

Was kann denn jeder von uns persönlich tun, um aktiv bei eurem Vorhaben mitzumachen?
Jeder kann sein Interesse zeigen und bei #requestthechange dabei sein! Gehe einfach in eine Filiale eines Fast Fashion Unternehmens. Suche dir einen beliebigen Artikel aus und gehe mit ihm zur Kasse. Am besten fragst du nach dem Storemanager, weil du so mehr Einfluss nehmen kannst. Sag ihm, du interessierst dich für den Artikel, würdest aber gerne vorher mehr Informationen bekommen. Frage zum Beispiel: Welche Chemikalien wurden in der Produktion verwendet? In welcher Fabrik wurde der Artikel produziert? Oder: Was tut das Unternehmen um die Produktionsbedingungen zu verbessern?

Konsument_innen können selbst aktiv werden. (c) #requestthechange

Die meisten Konzerne werden diese Fragen wahrscheinlich nicht beantworten können, da sie tatsächlich keine Informationen haben. Was zählt ist, dass du dein Interesse an mehr Nachhaltigkeit gezeigt hast. Beende die Unterhaltung höflich und sage, dass du den Artikel unter diesen Umständen nicht kaufen möchtest. Wir würden uns sehr freuen, wenn du deine Erfahrung anschließend mit uns teilst. Poste über Facebook oder Instagram ein Selfie von dir und verwende #requestthechange, um uns mitzuteilen, was du gefragt hast: “I have shown my interest in sustainability and requested the change by asking a fast fashion company: Do the workers get a fair wage? #requestthechange”.

Wie schätzt ihr die Macht des einzelnen Kunden ein, im System Fast Fashion etwas zu ändern?
Wir sind davon überzeugt, dass jede_r Einzelne_r etwas verändern kann und jede Frage zählt. Jede_r von uns hat mehr Macht, als sie oder er eigentlich denkt – vor allem, wenn wir für eine gemeinsame Mission, von der wir überzeugt sind, zusammenhalten. Die Unternehmen sind auf jede_n Kund_in angewiesen. Jede_r von ihnen ist wichtig. Jede_r soll zufrieden gestellt werden. Wenn ein Unternehmen dies nicht mehr erreichen kann, muss es etwas verändern. In unseren Gesprächen mit den Firmen wird die Rolle der Kunden immer wieder betont. Was er fordert, wird von den Unternehmen umgesetzt. Wenn mehr Nachhaltigkeit seitens der Kunden gefordert wird, und die Nachfrage nach nachhaltiger Mode steigt, werden die Unternehmen sich dahingehend verändern.

Habt ihr auch nach eurem Startschuss vor, euch gegen die Missstände in der Bekleidungsindustrie einzusetzen?
Wir hoffen natürlich mit der Kampagne erfolgreich zu sein und möglichst viele Kunden und auch Unternehmen darauf aufmerksam zu machen. Da der 24. April nur der Anfang ist, sehen wir #requestthechange als Langzeitprojekt. Momentan befinden wir uns alle noch in den letzten Zügen unseres Studiums. Da uns das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen liegt, wollen wir uns auch in Zukunft weiterhin dafür einsetzen und die Kampagne fortführen. Nach dem Studium wollen wir außerdem in der Textilbranche arbeiten und so weiter aktiv positiven Einfluss nehmen.

Vielen Dank für das Interview!

Fotos: #requestthechange

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