3 Fragen an… Jana von der Hochschule Reutlingen

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3 Fragen an Studium

In diesem Blog lassen wir Menschen zu Wort kommen, für die Mode nur dann schön sein kann, wenn sie sozial gerecht und umweltfreundlich produziert wurde. Doch was lernen eigentlich angehende Modedesigner_innen, Bekleidungstechniker_innen, Einkäufer_innen usw. als künftige Gestalter_innen der Branche über soziale Produktion? In der neuen Serie 3 Fragen an beantworten Studentinnen und Studenten modebezogener Studiengänge Fragen zu ihrem Studium. Weiter geht’s mit Jana von der Hochschule Reutlingen.

#1 Wie heißt du, wo und was studierst Du?
Mein Name ist Jana und ich schreibe gerade meine Bachelorthesis im Studiengang International Fashion Retail an der Hochschule Reutlingen.

#2 Werden Sozialstandards und Menschenrechte im Rahmen Deines Studienganges behandelt?
Die Produktionsbedingungen von Textilien in Billiglohnländern werden in unserem Studiengang sehr realistisch dargestellt. Unsere Professoren waren vor ihrer Lehrtätigkeit selbst regelmäßig in Produktionsstätten unterwegs und können uns echtes Hintergrundwissen vermitteln. Die Hochschule ermöglicht uns sogar jedes Semester selbst, sehr günstig in ein für die Bekleidungsindustrie relevantes Land zu reisen (z.B. Türkei, China), um auch eigene Einblicke in die Textilfabriken zu erhalten. Die politischen Zustände sowie die Lohnentwicklung der Produktionsländer werden genauso behandelt, wie die Gründe der Missstände und Katastrophen vor Ort. Wer sich z.B. für nachhaltige Beschaffungs- und Vertriebskonzepte, alternative Konsumformen (Teilen, Tauschen, Leihen) oder Umweltmanagement interessiert, wird durch Wahlfächer, Projektarbeiten oder wie ich im Rahmen der Bachelorthesis unterstützt, sich intensiv mit diesen Bereichen zu beschäftigen. Doch auch wenn wir in den Vorlesungen viel davon hören, könnte der Dialog mit den Studierenden über solche Themen noch viel mehr gefördert werden. Eine regelmäßige Diskussion zu aktuellen Ereignissen in der Industrie wäre ein guter Ansatz, um eine kritische Sichtweise darauf und Verantwortungsbewusstsein bei den Studierenden zu entwickeln.

#3 Wie präsent findest Du das Thema „Faire Kleidung“ insgesamt? Wie könnte man es Deiner Meinung nach, präsenter machen?
Ich halte das Thema bei Weitem noch nicht für präsent oder transparent genug. Vielen Konsumenten ist durchaus bewusst, welche Zustände in Billiglohnländern herrschen und auch, dass sie durch ihren Konsum Einfluss darauf nehmen können – trotzdem verändert das ihr Kaufverhalten bisher nicht. Das liegt vielleicht daran, dass sie die Auswirkungen nicht direkt sehen können. Oder daran, dass viel Verwirrung um den Begriff „faire Mode“ herrscht, sowie Misstrauen und Unsicherheit darüber, was denn überhaupt die richtige Alternative zu herkömmlicher Bekleidung „Made in Bangladesh“ und Co. ist. Nur so viel steht fest: die Arbeitsbedingungen sind häufig inakzeptabel. Ist Boykott deshalb die Lösung? Die Frage, wovon Menschen in Bangladesch leben, wenn ihr einziges Standbein – die Textilbranche –wegfällt, bleibt. Für mich ist deshalb fraglich, ob die Veränderung vom Konsumenten ausgehen muss oder auch von den Unternehmen und der politischen Seite. Um menschenwürdige Arbeitsbedingungen in sämtlichen Produktionsländern zu ermöglichen, müssen Unternehmen „Herr“ ihrer Lieferketten werden, die Politik schärfere Gesetze zum Schutz der Arbeiter_innen einführen und der Konsument mit seiner Stimme Druck ausüben und der Industrie zeigen, dass Bedarf für faire Kleidung besteht. Weitere Aufklärung und mediale Auseinandersetzung damit, wie dieses Ziel gemeinsam erreicht werden kann, sind dafür von großer Bedeutung. Besonders eine einheitliche Orientierungshilfe für Konsument_innen, welche die Klamotte vor lauter re-use, re-duce, up and downcycling, local-, fair-, bio- und organic-Labels nicht mehr sehen, ist im Moment dringend notwendig.

Quelle Foto: Jana

Möchtest auch Du 3 Fragen zu Deinem Studium beantworten? Schicke eine Mail an info@modefairabeiten.de!

Alle Artikel der Serie findest du hier >

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